Westfälische Dachtage

"JUMP IN YOUR JOB" - Westfälische Dachtage 2014

Bereits in seiner Begrüßungsrede wies Landesinnungsmeister Manfred Struwe bei den diesjährigen Westfälischen Dachtagen vom 13.-14.03.2014 in Eslohe auf die zunehmende Nachwuchsproblematik im Dachdeckerhandwerk hin. Obgleich die Zahl der Dachdeckerbetriebe im Vergleich zu den Vorjahren relativ stabil ist, zeigen sich alarmierende Auswirkungen des Rückgangs der Anzahl der Schulabgänger. Bundesweit sank die Zahl der Auszubildenden im Dachdeckerhandwerk um 5,7%; in Westfalen jedoch um rd. 11%. Setzt sich dieser Trend fort, so fehlen den Handwerksbetrieben in den nächsten Jahren unbedingt erforderliche Nachwuchsfachkräfte. Landesinnungsmeister Manfred Struwe erklärte weiterhin, dass sich die Innungen in Westfalen deshalb für eine innovative Nachwuchsinitiative unter dem Slogan "JUMP IN YOUR JOB" entschieden haben, die in einem Podiumsgespräch am Nachmittag des ersten Veranstaltungstages noch vorgestellt wird. Manfred Struwe dankte in diesem Zusammenhang besonders Jürgen Gerbens, Geschäftsführer der GFW-Dach mbH für die hervorragende Konzeption und die gelungene Umsetzung der Kampagne.

Der Vertreter der Gemeinde Eslohe, Kämmerer Michael Nemeita, nahm in seiner Begrüßungsrede die anwesenden rd. 180 Teilnehmer aus Handwerk, Wirtschaft und Handel mit auf eine Reise durch die zahlreichen Baumaßnahmen und erfolgreichen Projekte der Gemeinde des vergangenen Jahres.

Der Landeslehrlingswart Jörg Rauscher, Manfred Struwe und Jürgen Matuschke von der Dach-Fassade-Holz eG gestalteten anschließend die Ehrung des Landessiegers im praktischen Leistungswettbewerb der Handwerksjugend. Andreas Ostermann aus Wesel zeigte seine hervorragenden praktischen Leistungen besonders im Landeswettbewerb. Aber auch im Bundeswettbewerb des Dachdeckerhandwerks erreichte er eine sehr gute Platzierung.

Ehrung des Landessiegers

Ehrung des Landessiegers im praktischen Leistungswettbewerb der Handwerksjugend Andreas Ostermann
von links: LIM Manfred Struwe, Andreas Ostermann (Landessieger), Jürgen Matuschke (Dach-Fassade-Holz eG), Jörg Rauscher (Landeslehrlingswart)

Die zulässige Arbeitnehmerüberlassung mit Hilfe des Portals "Kollegenhilfe" stellte Fritz-Marius Sybrecht, Geschäftsführer des Innungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Westfalen, in seinem Vortrag vor. Mit wenigen Schritten kann ein Dachdeckerbetrieb im Portal online bei seinen Kollegen nach einem Aushilfsfacharbeiter fragen. Auf diese Art und Weise können sich Dachdeckerbetriebe unbürokratisch und schnell untereinander helfen, ohne mit den strengen Regelungen der Arbeitnehmerüberlassung in Konflikt zu kommen.

Nicht nur die Aktualität des Steuerverfahrens gegen Uli Höneß, sondern auch das Thema "Geschäftszahlen im Zugriff der Finanzverwaltung" ließen alle Tagungsteilnehmer aufhorchen, als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Dirk Schulte-Übbing erklärte, dass im Jahr 2013 die Prüfer der Finanzverwaltung ein Mehrergebnis von rd. 19 Mrd. Euro durch Steuerprüfungen erzielten. Herr Schulte-Übbing gab in seinen Ausführungen den Rat, dass sich jeder Betrieb auf eine Steuerprüfung mit einem Dokument Management System vorbereiten sollte. Statt der meist üblichen emotionalen Ablehnungshaltung gegenüber den Prüfern sollte ein Betriebsinhaber besser auf die vertrauensfördernde Transparenz seiner Unterlagen setzen. Einen Fehler in der Betriebs- oder Buchführung zuzugeben sei bei Betriebsprüfungen deutlich vorteilhafter als der erfolglose Versuch, diesen Fehler zu verschleiern, so Schulte-Übbing.

Dirk Schulte-Übbing

Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Dirk Schulte-Übbing

Eine innovative, mechanische Windsogsicherung bei Flachdächern mit Abdichtungen aus PVC oder TPO stellte Dipl.-Ing. Torsten Elsholz vor. Mit einem induktiven Verfahren werden die unterseitig angeordneten, kaschierten Befestiger mit der Dachhaut kraftschlüssig verbunden, ohne dass eine Perforation der Abdichtungsbahn stattfinden muss.

Den Stand der Überarbeitungen der Normenreihe für die zukünftige Bauwerksabdichtung nach DIN 18531 bis DIN 18535 erläuterte Dachdeckermeister und Geschäftsführer Technik des ZVDH Josef Rühle. In gewohnter Form beschrieb Herr Rühle die geplanten Änderungen, die sich nach dem Inkrafttreten der Normenreihe für die ausführenden Dachdeckerbetriebe ergeben werden.

Ein besonderes Highlight des ersten Tages war eine unterhaltsame Podiumsgesprächsrunde zur neuen Ausbildungsinitiative des westfälischen Dachdeckerhandwerks JUMP IN YOUR JOB. Nicola Collas, Moderatorin vom heimischen Lokalsender Radio Sauerland führte durch die interessante Unterhaltung mit den Teilnehmern Landesinnungsmeister Manfred Struwe, Dipl.-Kfm. Christoph Dolle, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen, Markus Dürscheid, Obermeister der Dachdeckerinnung Ennepe-Ruhr, Christina Baganz von der Hauptschule Eslohe, Timo Kösters vom Bildungszentrum des westf. Dachdeckerhandwerks Eslohe und Steven Patz als Auszubildender und springender Dachdecker der Werbeaktion. Als Resümee der Gesprächsrunde kristallisierte sich eindeutig heraus, dass die Nachwuchsinitiative der westfälischen Dachdeckerbetriebe genau zur richtigen Zeit startet, um Jugendliche an allgemeinbildenden Schulen und Jobbörsen für eine Karriere im Handwerk zu gewinnen. Der jugendgerechte Auftritt mit einem auffälligen Promotionanhänger und einem Showroom mit Live-Werkstatt kann vielen Jugendlichen über die eigenen handwerklichen Erlebnisse den "JUMP" in den Dachdeckerberuf erleichtern.

Podiumsrunde: Manfred Struwe, Christoph Dolle, Steven Patz, Nicola Collas, Timo Kösters, Christina Baganz, Markus Dürscheid

Podiumsrunde zur Ausbildungsinitiative "JUMP IN YOU JOB"
von links: Landesinnungsmeister Manfred Struwe, Dipl.Kfm. Christoph Dolle, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der HWK Südwestfalen, Steven Patz, Auszubildender im ersten Lehrjahr, Nicola Collas, Radio Sauerland, Timo Kösters, BZWD e.V. Eslohe, Christina Baganz, Hauptschule Eslohe, Markus Dürscheid, Obermeister der Dachdeckerinnung Ennepe-Ruhr

Als fester Termin am Abend des ersten Veranstaltungstages ist mittlerweile der gesellige Begrüßungsabend im Brauhaus Stötzel geworden. Bis auf den letzten Platz waren die Teilnehmerplätze ausgebucht. Bei einem kühlen Bier und deftiger sauerländer Kost wurden die Erfahrungen des letzten Jahres aber auch die Pläne für das kommende Jahr lebhaft besprochen.

Der zweite Tagungstag begann mit der Vorstellung des Gelbdruckes der neuen "Hinweise Holz und Holzwerkstoffe" des Regelwerkes des Dachdeckerhandwerks. Dachdeckermeister Jürgen Gerbens erläuterte anschaulich welche Änderungen sich bei Unterkonstruktionen aus Holz zukünftig ergeben werden. Besonders im Bereich des Holzschutzes und der Befestigungen werden neue Anforderungen an das Dach gestellt.

Zahlreiche Schäden an flachgeneigten Dächern in Holzbauweise zeigte Zimmerermeister und Sachverständiger Horst Grübener aus Kreuztal. Aufgrund der beidseitig diffusionshemmenden Bauweise, müssen bei Dächern in Holzbauweise besonders die Holzfeuchten der verwendeten Bauteile und die konvektiven Feuchteeinträge berücksichtigt werden, so Grübener.

Horst Grübener

Zimmermeister, Sachverständiger Horst Grübener

Matthias Laidig aus Tübingen referierte zum schwierigen Thema eines Lüftungskonzeptes nach DIN 1946-6. Aufgrund der gegenwärtigen Anforderungen an die Luftdichtheit sind 95% aller sanierten Bauwerke so dicht, dass ein Lüftungskonzept notwendig wird, um die Bewohner ausreichend mit Frischluft zu versorgen und gesundheitsschädliche Schimmelschäden zu vermeiden.

Die Vorteile einer nachhaltigen und bauphysikalisch optimierten Fassade stellte Dipl.-Ing. und Architekt Marcus Kartzig vor. Mit einer hinterlüfteten Fassade und einer dauerhaften Metallbekleidung lassen sich witterungsresistente Gebäudehüllen gestalten, die deutliche Vorteile gegenüber der Billiglösung des Wärmedämmsystems besitzen, so Kartzig.

Für die rege Beteiligung und die gute Atmosphäre bedankten sich zum Schluss der Veranstaltung Landesinnungsmeister Manfred Struwe und der Moderator der westfälischen Dachtage Jürgen Gerbens. Die nächsten Dachtage im Jahr 2015 werden am 26./27.02.2015 stattfinden.

Jürgen Gerbens